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In Frankreich nennt man sie "la baleine", im englischen Sprachraum heißen sie "whale"; sie sind etwa so lang wie ein Blauwal, waren "für das Wasser" gemacht, sind aber keine Tiere: sondern Schwimmbrücken.Mit dieser Homepage soll dieser besonderen Art von Brücken mehr als ein Denkmal gesetzt werden, denn sie waren für den Verlauf der Geschichte von größter Bedeutung.
Von den einstmals etwa 650 in England gefertigten Exemplaren ist nur noch eine kleine Anzahl vorhanden, und wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung sind sie sehenswert – und unbedingt erhaltenswert.
Die Bedeutung dieser Brücken für Europa und Deutschland läßt sich nur vermuten – sie waren "für den Krieg" gebaut worden – denn der desaströse Landungsversuch in Dieppe am 19. August 1943 hatte gezeigt, daß man in besetzten Küstenstädten nicht landen kann. Einen "Plan B", wie man heutzutage so leicht sagt, als hätte man Zeit, Geld und Energie für verschiedenste (Reserve-)Konzepte, gab es für den "D-Day" nicht.
Was wäre geschehen, wenn auch die Landung an den Stränden der Normandie gescheitert wäre? "Plan A" war schwierig genug; einen Tag nach der Landung, am 7. Juni 1944, wurde mit dem Bau der "künstlichen Häfen" begonnen, nur 12 Tage später zog ein heftiger Sturm auf, der den von den amerikanischen Truppen aufgebauten und betriebenen Hafen vor Vierville-sur-mer so gravierend zerstörte, daß er nicht mehr wiederaufgebaut wurde.
Der von den britischen Truppen betriebene Hafen vor Arromanches wurde beschädigt, aber wieder in Betrieb genommen – und war bis zum 31. Oktober 1944 im Einsatz.
Etwa ein halbes Jahr später, am 8. Mai, erfolgte die deutsche Kapitulation; zu diesem Zeitpunkt war die Bombe noch nicht einsatzbereit, die Hiroshima und Nagasaki weltweit bekannt machte.
Das "Manhattan-project" sah wohl als Ersteinsatzgebiet die Region Mannheim/Ludwigshafen und Berlin vor.
Die gelungene Landung und das schnelle Vorrücken alliierter Truppen sorgte für die rechtzeitige Kapitulation.
Der Juni 1944 liegt fast achtzig Jahre zurück: was geht uns das heute also noch an?
Ist das nicht längst vergessene und überwundene Vergangenheit?
Die Schwimmbrücken des D-Day bzw. die gelungene Landung gelten allgemein als besondere und auch positiv bewertete militärische Aktion.
Kein vernünftiger Mensch will Krieg oder findet Krieg gut; drei große Kriege zwischen Deutschland und dem Nachbarland Frankreich machen es deutlich: wenn die Millionen Kriegsopfer auf beiden Seiten geahnt hätten, daß es wenige Jahrzehnte später eine friedliche Europäische Union gibt, ohne Grenzen, Schützengräben, monströse Verteidigungsanlagen und ohne Feindbilder, hätten sie vielleicht gemeinsam den Kriegsdienst verweigert.
Tausende von Brücken sind von der sich zurückziehenden Wehrmacht sinnlos zerstört worden; Brücken sind im Krieg von besonderer Bedeutung – und mit die ersten technischen Opfer. Eine Brücke zu zerstören, ist recht leicht und schnell zu machen. Aber eine Brücke wiederaufbauen? Das braucht Wochen – Monate – und manchmal Jahre. Im Raum Weener wird man, bis der Neubau irgendwann stehen wird, ca. 14 Jahre keine Querungsmöglichkeit haben. Auch im Ahrtal wird es noch mehrere Jahre dauern, bis die von der Flut zerstörten sowie von der Bahn verschrotteten Brücken ersetzt sein werden.
So sind diese unter Materialmangel und Zeitknappheit in England projektierten, im abgelegenen Garlieston erprobten Schwimmbrücken wie auch die weiteren Komponenten der künstlichen Häfen (Lobnitz-Pier, Phoenix-Caissons, Bombardons, etc.) Beweis eines unvorstellbaren, nicht steigerungsfähigen Mutes und überlegter Entschlossenheit. Zwischen der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 und der Landung im Juni 1944 liegen genau 1,5 Jahre:
Sehr viel kleinere Projekte in heutiger Zeit brauchen sehr viel mehr Zeit.
Kein Autohersteller fertigt ein gänzlich neues Fahrzeug; man versucht immer, das "Neue" begrenzt einzusetzen, weil es eben noch nicht voll eingeschätzt werden kann.
Einen ganzen Hafen zu entwickeln, mit Entladeplattformen, Schwimmbrücken, Pontons verschiedener Art, die bei Ebbe und Flut gleichermaßen eingesetzt werden können, das ist nach heutigen Maßstäben verrückt und abenteuerlich.
Je komplexer ein Konzept, desto mehr Punkte gibt es, an denen es scheitern kann: ein einziges nicht funktionierendes Element bringt das Ganze ins Wanken.
"Mulberry harbour" ist der Gegenpol zum bestgeplanten Bahnhofsprojekt Stuttgart 21.
Und Major General Percy Hobart könnte der Gegenpol zum Bundesamt für Beschaffung (Bundeswehrmaterial) mit 6800 Mitarbeitern sein.
Nicht nur die Entstehung des Brückensystems fasziniert, sondern auch die technische Gestaltung. Eine Fachwerkbrücke, die Wind und Wasser wenig Angriffsfläche bietet, stabil und hochelastisch ist, überwiegend von Hand zusammengeschraubt wurde, mit einer genialen Schalenlagerung, die mithilft, daß die Brücke auch unter der größten Zugbelastung nicht auseinander reißt: sowas braucht üblicherweise eine sehr lange Entwicklungszeit.
Der Fokus der Betrachtung liegt hier nicht auf den militärischen Aspekten; diese Brücken haben die längste Zeit zivil gedient. Diese Homepage ist keine "Militaria-Seite"; einige ausgewählte Aspekte, die im Zusammenhang mit der Landung stehen, wie z.B. die schwimmfähigen LKW (DUKW), oder die schwimmfähigen Sherman-Panzer, werden dezent und sachlich erwähnt.
Nicht nur in der Normandie wurden zuerst Kirchen und Kirchtürme zerstört, um Scharfschützen und Beobachter auszuschalten; die gesamte Küstenregion hat gelitten – und ist von unzähligen Bunkern übersät und verschandelt. Der Krieg ist durch etliche Relikte und Museen noch heute allgegenwärtig. Man kann und sollte das als Mahnmal ansehen.
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